Meinung: Aufruf der Notdienstbeauftragten an die Kollegenschaft zur Bildung von Schwerpunktpraxen oder die Unerträglichkeit der Ministerien

Aufruf der Notdienstbeauftragten an die Kollegenschaft zur Bildung von Schwerpunktpraxen oder die Unerträglichkeit der Ministerien

Kurzform:
Politik und Ministerien lassen uns Zahnärzte im Stich.
Die Körperschaften und Standesvertreter sind nur die Boten.
Lasst uns entschlossen und geschlossen bleiben!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Lage wegen Covid-19 ist angespannt. Die Stimmung in der Kollegenschaft kippt gerade. Nicht wenige Kolleginnen und Kollegen sind selbst Risikopatienten und machen sich existenzielle Sorgen. Auch die Notdienstbeauftragen der Kreisstellen habe gerade undankbare Aufgaben, müssen vermitteln, schlichten und den Versorgungsauftrag erfüllen.

Die Unikliniken des Landes mit ihren zahnärztlichen Abteilungen sollen laut Rundschreiben der KZVN vom 27.03.20 NICHT die dringend benötigten Schwerpunktzentren bilden. Das ist insofern überraschend, da davon auszugehen ist, dass Sie über bessere Informationen und Möglichkeiten verfügen als die meisten niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen. Es ist weiterhin davon auszugehen, dass in der derzeitigen Krise zumindest der Wissens- und Forschungsvorsprung an Kliniken vorteilhaft sein könnte. Eine Vorbildfunktion wäre wünschenswert. Eine öffentliche Begründung der Ministerien, warum man so agiert wurde bislang nicht publiziert.

Die KZBV/KZVN steht in engem Kontakt zum Ministerium und beide kämpfen um unseren Berufsstand. Das Ministerium könnte jederzeit die Zahnarztpraxen per Erlass schließen lassen und eine vorübergehende Notfallversorgung der Bevölkerung anordnen. Die KZVN kann dies nicht. Sie hat als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Pflicht, den Versorgungsauftrag zu erfüllen und wird dabei in keinster Weise von der Politik unterstützt.

Hier liegt der Konstruktionsfehler. Dessen ist man sich in den Ministerien wahrscheinlich bewusst. Man verordnet stattdessen die Gründung von „Schwerpunktpraxen“, schränkt daneben die Handlungsfähigkeit und Therapieentscheidung der Praxen ein, vergisst uns (bewusst?) beim Rettungsschirm und sorgt damit dafür, dass auch das finanzielle Risiko der Krise komplett von uns geschultert werden muss. Es wird letztlich nur auf die Pflichten der Körperschaften verwiesen.

Dieser Zustand ist unerträglich. Neben dem erhöhten Infektionsrisiko durch unsere Tätigkeit für unsere Patienten, unsere Angestellten, unsere Familien und schließlich für uns selbst, sehen wir uns auch einer existenziellen finanziellen Bedrohung ausgesetzt. Und jetzt sollen wir auch noch extra Ressourcen schaffen, ohne einen adäquaten Ausgleich zu bekommen??

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir dürfen in dieser außergewöhnlichen Zeit, in der niemand genau weiß, was richtig und was falsch ist, nicht weiter unsere Standesvertretungen öffentlich in Frage stellen. Über alle (zahnärztlichen) parteipolitischen Grenzen hinweg gibt es derzeit nur ein Ziel: die Folgen der Krise für unsere Praxen und uns möglichst gering zu halten. Die Kollegenschaft und alle zahnärztlichen Verbände müssen zusammenstehen. Wir brauchen mehr Rechte und nicht nur Pflichten. Und Pflichten müssen honoriert oder zumindest unterstützt werden.

Schmerzpatienten und Notdienste sind Pflichten! Und Covid19-positive Patienten können und müssen nur die notwendigste Schmerzbehandlung erhalten bis sie gesundet sind. Auch hier sollte es eigentlich klar sein, dass der erhebliche Mehraufwand honoriert werden muss. Es wird Zeit umzudenken!

Lasst uns entschlossen und geschlossen bleiben!

Mit kollegialen Grüßen

Dr. Gustav Gerstenkamp, Dr. Jürgen Wenzel
Hann. Münden/Göttingen, den 31.03.2020

corona@indubioprodente.de

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Kommentar von Axel Hildebrandt |

Vielen lieben Dank für diese informative Webseite und das Engagement.

Kommentar von Jörg Hoch |

Liebe Kollegen, vielen Dank für euren Einsatz und diese Plattform!
Auch ich kann nicht verstehen, warum die Zahnklinik der Uni-Göttingen nicht als Anlaufstelle für infizierte Patienten, im Raum Göttingen fungiert. Der studentische Lehrbetrieb ist momentan komplett eingestellt und damit stehen eine Menge funktionierender Behandlungseinheiten leer und zur Verfügung. In der Uni-Klinik besteht schon länger eine Einlasskontrolle, die den Ansturm von Patienten regulieren kann. Die Räumlichkeiten der Ebene 4 sind außerdem so weitläufig, dass die Patienten auch dort separiert werden können (anders als in unseren Wartezimmern und Fluren). Außerdem gehe ich davon aus, dass die zahnärztlichen Kollegen in der Uni-Klinik Mitarbeiter im öffentlichen Dienst und somit nicht von Kurzarbeit betroffen sind.
Auch die zentrale Beschaffung und Verteilung von Schutzausrüstung (wenn sie denn irgendwann einmal erfolgt) dürfte in der Uni-Klinik viel leichter zu bewerkstelligen sein.
Denkbar wäre sicher auch ein Einsatz von uns niedergelassenen Kollegen in einem dortigen Notdienst. Da wir über unsere Zulassung natürlich auch einen Versorgungsauftrag zugestimmt haben und unseren Beitrag dazu leisten müssen und werden. Die von mir hier angeführten Dinge sind nur Überlegungen und basieren nicht auf Recherchen oder offiziellen Informationen.

Meine Mitarbeiter und ich selbst werden weiterhin für unsere Patienten da sein. Ich wünsche allen Kollegen und ihren Mitarbeitern gutes Durchhaltevermögen in diesen Zeiten und hoffe für uns alle, dass es auch politische Lösungen für unsere Berufsgruppe geben wird.
Besonderen Dank an alle, die sich für unsere gesamte Zahnärzteschaft, zusätzlich zu den in den eigenen Praxen zu bewältigenden Problemen, engagieren.

Kommentar von Eva Gute-Krieger & Alfred Krieger |

Auch von uns ein großes Dankeschön für das Engagement. Diese Plattform ist sicher sehr hilfreich!!

Ich stimme Dr.Hoch zu, dass ein Einsatz der Zahnklinik Göttingen als Anlaufstelle wirklich sinnvoll wäre.

Auch wir sind weiterhin für unsere Patienten da und wären bereit, an einem zentralen Notdienst in der Zahnklinik mitzuwirken.

Bleiben Sie alle gesund und guter Dinge im dieser besonderen Zeit

Kommentar von Dr. Gustav Gerstenkamp |

Seien wir ehrlich...wenn dann kommt ganz wenig Schutzausrüstung. Es ist einfach zu wenig da. Nun kann nicht jeder was bekommen. Auch wohl nicht wir Zahnärzte. Der Kollege Professor aus Wuhan hat beim DGI Webinar erzählt, dass er mit ganz einfacher Ausrüstung überlebt hat. Das müssen wir akzeptieren. Schwerpunktpraxen sind nonsens. Ein Kollege beschrieb das mit Kamikazepiloten. Einmal Held sein.
Es gilt: Geschlossen bleiben. Die Uni hat mehr Wissen als wir und sollte Vorbild sein. Why not?
Das Gesundheitsministerium ist die Quelle des Übels und versucht Keile in uns zu schlagen. Alle anderen sind nur mehr oder wenige geschickte Boten.
Schwerpunktpraxen sind doch wirtschaftlicher Selbstmord! Das ist Kamikaze! Das ist was für Kliniken, nicht für niedergelassene Freiberufler!

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